[Auszug aus der Stadtchronik]

*Vom Haferkasten zur Lateinischen Gesandtschaft

Die Gaststätten des alten Kassels

Neben dem Wasser, das über die Brücke floss, der Glocke, die über dem Turm hing und der Glocke , die jeden Tag hundert Schläge gab - ( über die Fuldabrücke führten die Holz-, später Eisenröhren der Wasserleitung aus dem Eichwäldchen; die 1441 gegossene "Osanna" hing über dem lange Zeit unvollendeten Turm der Martinskirche auf einem Gerüst. Sie schlug von 4 bis 19Uhr die Stunden mit genau 100 Schlägen an) -rühmte sich das alte Kassel, die einzige Stadt Deutschlands zu sein, von deren Hauptkirche der Pfarrer von der Kanzel in allen vier Himmelsrichtungen einen Gasthof erblicken konnte.

In der Tat war dieses vierte Wahrzeichen Kassels etwas bezeichnendes:

Die am Schnittpunkt mitteleuropäischer Handelsstrassen entstandene Kaufmanns, Kultur- und Residenzstadt besaß entsprechend viele Gaststätten, - Höfe und Herbergen. 1937 waren es 687, 1964 547.

1943 waren fast alle in Schutt und Asche gesunken, bis ein Großteil von ihnen in neuer Gestalt erstand.*

Martinikeller (mittleres von drei nebeneinanderliegenden Gasthäusern) in der Nähe der Martinskirche Ecke Kasernenstrasse. Dies war das Domizil meiner Großeltern.

Der Inhaber, Opa Gustav, galt als einer der originellsten Kasseler Wirte . Der "arme Gustav" wurde er genannt, soll mit einem Pferd in seine Gaststube geritten sein und einem lebendigen Löwen sein Gebiss vorgehalten haben.

Über diese Geschichte schwieg sich allerdings meine Urgroßmutter aus, so dass ich bis heute nicht weiß, welchen Wahrheitsgehalt sie denn nun hat ;-)

" Es gibt nichts schönres auf der Welt als wenn ein Mädchen stille hält! Dr. Busse
Das stimmt nicht lieber Dr. Busse ,
mit dem Hintern wackeln muss 'e,
denn in diesen schlechten Zeiten muss ein Jeder mitarbeiten."

Diesen und andere Sprüche, die von meinen Großeltern liebevoll " Klosprüche" genannten Beiträge auf der Lokal Toilette, sammelte meine Urgroßmutter und trug damit des öfteren zur Unterhaltung bei.

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